Unternehmen stellt Industrie-Server und Sicherheitstechnik her. Neue Halle ist viermal so groß wie vorherige
Ichtershausen, 24. Juli 2020: Irgendetwas fehlt. Autofahrer, die seit Jahren durch Ichtershausen pendeln, stutzen seit einigen Wochen am Ortsausgang in Richtung Arnstadt. Erst bei genauerem Hinsehen bemerken sie: Auf dem Gelände von Pyramid wird gebaut. „Wir benötigen schlichtweg mehr Platz“, erklärt Betriebsleiter Stefan Trenkle. Lagerkapazitäten und Produktionsflächen des Unternehmens sind erschöpft.
„Die meisten Menschen haben eines unserer Produkte schon mal bedient oder sind mit ihm in Berührung gekommen“, verrät Geschäftsführer Josef Schneider. Nur wisse das kaum jemand, denn Pyramid stehe in den seltensten Fällen auf den Geräten. „Wir sind sozusagen ein verborgener Champion“, so der Firmenchef. „Wir produzieren Server für die Industrie“, schiebt Stefan Trenkle nach. Je nach Kundenwunsch werden dafür entsprechende Gehäuse entwickelt. Die Bandbreite dessen, was ausgeliefert wird, ist riesig. Etliche der Server stehen in den Technikräumen großer Supermarktketten. Bestellungen und Bezahlvorgänge laufen darüber. Wer Kunde in Fast-Food-Ketten ist, hat dort vermutlich auch schon einmal auf einem Selbstbedienungsterminal „Made in Ichtershausen“ herumgetippt. Auch Flughäfen werden beliefert – etwa mit Terminals, an denen die Fluggäste selber einchecken können. Pyramid liefert allerdings auch mit Wärmekamera versehene Terminals aus. Mit ihrer Hilfe kann etwa an Flughäfen oder an Werkstoren gemessen werden, ob ein Mensch Fieber hat. Gerade in Zeiten der Pandemie ist das besonders gefragt.
Wenn Stefan Trenkle durch die Produktion führt, fällt immer wieder das Wort „maßgeschneidert“. Genau so ging das Unternehmen, dessen Hauptsitz in Freiburg ist, einst an den Start. Kleine und mittelständische Unternehmen bestellten damals bei Pyramid Computer, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten waren.
Dieses Geschäft hat sich mittlerweile überlebt. Das Maßschneidern behielt Pyramid allerdings bei, wenngleich nun auch in deutlich anderem Maßstab. Die Kunden stammen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Übersee. Manche Server werden in relativ großer Stückzahl geliefert. Andere
Produkte werden nur einmal benötigt. „Das unterscheidet uns von Herstellern etwa in Asien. Dort wird oft in Massenanfertigung produziert“, weiß Trenkle. Auf individuelle Wünsche können solche Anbieter nur schwer eingehen. Der Pyramid-Geschäftsleitung ist indes wichtig, dass genau dies nicht verloren geht. Daher gibt es nicht nur Montageteams, sondern auch eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Die Nachfrage nach Servern und Terminals steigt, sagt Josef Schneider. „Am Berliner Flughafen etwa werden künftig deutlich mehr Selbstbedienungsterminals stehen als ursprünglich geplant“, so der Geschäftsführer. Erst recht mit dem Blick auf die Infektionsgefahr sollen
lange Schlangen vor den Schaltern vermieden werden.
Auch in anderen Branchen spielt Automatisierung eine immer größere Rolle. „Kontrollen durchzuführen ist personalaufwendig“, so Schneider. Freilich könne man an den Einlass von Kinos, Konzerten und Fußballspielen viele Mitarbeiter stellen, die etwa Tickets abreißen.
Das könnten inzwischen aber auch Terminals erledigen, so dass Sicherheitskräfte sich auf andere Aufgaben konzentrieren können. Aber auch in der Industrie sind die maßgeschneiderten Server gefragt. Wichtig ist, dass die Hardware robust ist, zuverlässig arbeitet – auch in Umgebungen, wo es staubt, heiß ist, wo es starke Vibrationen gibt. All das muss beim Entwerfen der Server bedacht werden.
Die neue Halle, die in Ichtershausen gebaut wird, ist deutlich größer als die Vorgängerin. „Das heißt aber nicht, dass wir uns von anderen Standorten trennen“, so Stefan Trenkle. Lagerkapazitäten werden weiterhin reichlich benötigt – ebenso wie Partner, die beispielsweise in Sömmerda Großgeräte montieren.
„Das wird auch künftig in Ichtershausen nicht möglich sein. 50 Mitarbeiter gibt es derzeit vor Ort. „Wir stellen zudem ein“, sagt Stefan Trenkle. Elektro- und Industriemechaniker, Fachlageristen, Facharbeiter für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung haben gute Chancen. „Wir bieten aber auch Quereinsteigern Jobs“, betont er. Auffallend ist die hohe Frauenquote im Produktionsbereich. „Wir arbeiten ausschließlich in Normalschicht“, sagt der Werkleiter. Das lässt sich gut mit dem Familienleben vereinbaren. Vor den großen Fenstern drehen derweil Bagger ihre Runden. Sie bereiten die Bodenplatte für die neue Halle vor. Im September soll Richtfest sein. Im neuen Jahr gibt es dann endlich genug Platz, um weitere Kundenwünsche erfüllen zu können.